Freitag - Samstag 08. - 10.10.2004, Leipzig (Nicolaikirche, Thomaskirche, altes und neues Rathaus, Hauptbahnhof, Mädlerpassage,.......
 

Grund des Wochenendtrips war, einen Studienkollegen zu besuchen, den es nach Leipzig verschlagen hat. Über die A2 bis kurz vor Magdeburg und dann südlich über die A14,  brauchten wir 5 Stunden, bis wir die 490 km von Herne bis Leipzig bewältigten. Da wir Freitag um 17 Uhr losfuhren, war die A2 sehr staureich. Um 22 Uhr angekommen, aßen wir noch zu Abend, saßen zusammen und ließen den Abend gemütlich ausklingen. Samstag begann das eigentliche Besichtigungsprogramm. Wir fuhren mit der Straßenbahn Linie 4, welche ältere, tschechische Bauart war, in die Innenstadt zum Hauptbahnhof bis zum Willy Brandt Platz. Dort begannen wir unseren Rundgang über die Goethestraße, welche von Andenkenläden und „Ramschläden“ gesäumt ist. Weiter zur 1175 im romanischen Baustil erbauten und später im spätgotischen und barocken Stil erweiterten Nikolaikirche. Dort begann 1989 die friedliche Revolution, indem sich das Neue Forum in der Kirche traf um oppositionelle Pläne zu schmieden, was über die Montagsdemonstrationen zur Wiedervereinigung führte. Direkt gegenüber befindet sich ein Eingang der 1912 bis 1914 als Messehaus erbauten Mädlerpassage, eine ausgesprochen schön restaurierte Einkaufspassage, mit verschiedenen Geschäften der oberen Preisklasse.

 
 
 

In der Passage befindet sich das berühmte Lokal „Auerbachs Keller“, wo Johann Wolfgang von Goethe als Student manche Zeit verbrachte und auch eine Szene im Faust an jenem Ort spielen ließ. Vor dem Auerbachs Keller ist eine Status aus Faust, dessen Fuß zu berühren angeblich Glück bringen soll. Nächstes Ziel war das alte Rathaus, erbaut 1556 bis 1557 in welchem sich das stadtgeschichtliche Museum befindet. Leider befand sich zum Zeitpunkt unseres Besuches im Oktober 2004, davor eine große Baustelle. Weiter zur im Jahre 1500 umgebauten spätgotischen Thomaskirche, in welcher freitags und samstags der berühmte Thomanerchor singt und aus deren ehemaligen Sängerknaben sich die Band „Die Prinzen“ formierte. Auch Johann Sebastian Bach war jener Kirche verbunden, indem er 27 Jahre den Thomanerchor leitete. Wahrscheinlich nicht nur dafür, setzte man ihm ein Denkmal am Südausgang des Gotteshauses. In unmittelbarer Nähe befinden sich diverse Geschäfte, in welchen man Noten und Instrumente für klassische Musik erhält und das Bach Haus. Dort war auch der Wendepunkt unseres Stadtrundgangs und wir liefen zurück zum Ausgangspunkt. Dabei kamen wir an einem Kino mit recht imposanter, moderner Außenfassade vorbei, in welchem ein Maggi Koch Studio integriert ist. Das meint ein kleines SB-Restaurant, in den Farben und mit Logo des aus der Werbung bekannten Maggi Koch Studios, in welchem man die eigentlichen Tütengerichte und sämtliche Merchandise Produkte kaufen kann.Sah wirklich witzig aus. Direkt angrenzend befand sich eine weitere große Baustelle und dahinter das aktuelle Leipziger Rathaus, 1905 erbaut und einer Festungsanlage ähnlich sehend. Weiter ging es durch die Fußgängerzone, vorbei an der riesigen Baustelle des neuen Karstadt Hauses.

 

Bis auf die äußeren Grundmauern niedergerissen, welche durch Stahlkonstruktionen gehalten werden, sieht man eine große, imposante Baugrube. Lustig am Rande waren drei mit Bauchladen ausgestattete Thüringer Bratwurstverkäufer, welche dicht beieinander standen und ähnlich wie auf einem Marktschreierwettbewerb, für jeweils 1 Euro ihre Ware an den Kunden bringen wollten. Der Preis, ähnlich wie jenen für einen Döner Kebap von ebenfalls einem Euro, fand ich für Bochumer Verhältnisse ausgesprochen niedrig. Es wurde gewitzelt, dass ich doch welche mit nach Hause und einfrieren sollte.... Wieder am alten Rathaus angekommen, war es nach 12 Uhr und wir kehrten in eine Kneipe ins Barfussgässchen ein. Vorgenannte Gasse ist zwar sehr eng, was sicherlich am Wochenende abends dazu führt, dass es kaum ein Durchkommen gibt, aber zum Ausgehen in Leipzig wegen der Kneipenvielfalt eine gute Adresse. Nach ausgiebiger Stärkung, schlenderten wir noch ein wenig durch die Innenstadt, zurück zum Hauptbahnhof. Dabei auch am Mc Geiz vorbei (Heiko, schick das Foto endlich rüber). Für 14 Uhr war eine Stadtrundfahrt mit den Leipziger Verkehrsbetrieben vorgebucht, in welcher wir mit einer Straßenbahn durch Leipzig fuhren.

 
 

Innerhalb von zwei Stunden ging es vorbei am Gohliser Schlösschen, Schillerhaus, Rosental, Waldstraßenviertel, Arena, Zentralstadion, Sportwissenschaftlichen Fakultät, Plagwitz, Alumnat der Thomaner, Bundesverwaltungsgericht, neuen Rathaus, Connewitzer Kreuz, deutsche Bücherei, russische Gedächniskirche, alte Messegelände, Völkerschlachtdenkmal, Augustusplatz, Gewandhaus, Oper und Leipziger Uni. Unter Kommentierung eines sehr gut erklärenden, teilweise ohne Punkt und Kommata sprechenden Fremdenführers, erhielten wir den komplettierenden Überblick Leipzigs. Lediglich ein Gast mit rheinischen Dialekt war etwas unentspannt, da er ohne Vorwarnung jemand anschrie, der während des Unterrichts, ähmm Stadtrundfahrt quatschte. Nach 16 Uhr wieder zurück am Hauptbahnhof, sahen wir uns abschließend jenen an. Das schon von außen imposante Bauwerk, brachte uns auch von innen zum staunen. Am Kopf des mit 26 Gleisen, nach Chicago größten Sackbahnhofs der Welt, befindet sich ein riesiges Einkaufszentrum. Dieses hat über 100 Geschäfte auf drei Etagen, welche teilweise sogar sonntags geöffnet sind und wurde nach der Wende komplett neu Unterirdisch erbaut.

 
 
                                  
 

Von der Größe fast mit dem Oberhausener Centro zu vergleichen. Nach einem Rundgang durch jenem, mussten wir sozusagen mal. Es folgte das teuerste „pinkeln“ meines Lebens. Kurz gesagt: Männer 60 Ct. und Frauen 1,10 Euro. Heiko gab zum Glück einen aus..... Mit der Bahn ging es, wie schon am Morgen, zurück zu Heikos Wohnung. Hier ruhten wir uns eine Stunde aus, bis wir zum Italiener „Da Vito“ fuhren. Jener befindet sich am Fluss Weiße Elster und hat zwei venezianische Gondeln. Wir ließen uns das Essen am Tisch servieren....  Im Anschluss fuhren wir mit dem Taxi in eine Kneipe an der Gottscheder Straße, wo ebenfalls eine Menge Kneipen sind. Dort war rückten wir zwei Tische zusammen, denn es kamen weitere Freunde / Bekannte unseres Gastgebers hinzu. Alles in allem wurde es ein witziger Abend und das lokale Krostitzer Bier war ausgesprochen lecker. Gegen 1 Uhr waren wir wieder zu Hause und der erlebnisreiche Tag war beendet. Für 10 Uhr war am folgenden Morgen ein Tisch zum Brunch im Sol y Mar Reserviert. Innen hatte ich den Eindruck in einem Möbelhaus zu sein. Teilweise konnte man das Essen, ähnlich wie in arabischen Teehäusern, auf Kissen kniend, mit einem quadratischen Tisch in der Mitte zu sich nehmen, wobei wir uns für einen der riesigen Rattan Sessel entschieden.

 
 
 

Leider waren die Möbel derart eng gestellt, dass man sich sehr beengt vorkam, wobei das Buffet / Brunch kaum Wünsche offen ließ. Gegen 13 Uhr machten wir uns auf den Weg zu Heiko, quatschten noch ein wenig auf dem Sofa, packten unsere Sachen und machten uns auf den Weg zurück ins Ruhrgebiet. Diesmal aber nicht über die A2, sondern bis Halle wieder über die A14, dann auf die Landstraße, durch Halle hindurch und dann immer der B80 folgend. Die Wegstrecke bis zur A7 in Niedersachsen über 180 km, führte abschnittsweise (zum Zeitpunkt unserer Fahrt etwa zur Hälfte) über die schon fertigen Teilstücke der sich noch im Bau befindlichen A38, der sogenannten Südharzautobahn. Glücklicherweise hörten wir unterwegs den Radiosender von Radio RPR, wo auch mobile Tempoblitzer verraten werden. Jedenfalls wären wir am Ende eines Teilstücks der A38, wo die Geschwindigkeit auf 60 km/h vorgeschrieben ist, mit absoluter Sicherheit in die sehr gut getarnte Geschwindigkeitsüberwachung gefahren. Obwohl wir davon wussten, erkannten wir jene erst, als es schon zu spät gewesen wäre. Weiter über die A7 und ab Kassel über die A44 erreichten wir Herne nach 445 km, bzw. 4 ½ Stunden Fahrzeit.

 

Obwohl 50 km weniger als über die A2, benötigten wir ohne Stau eine halbe Stunde länger. Diese haben sich aber gelohnt, da die Fahrt durch das Eichsfeld landschaftlich sehr lohnenswert war. Als abschließendes Fazit zu Leipzig möchte ich anführen, dass ich positiv Überrascht war. Zumindest in dem Teil Leipzigs in dem ich mich bewegte, waren die Häuser zu 99 % restauriert. Besonders auffällig ist dabei der Bestand an alten Häusern mit Erkern und sonstigen Verzierungen an der Fassade. Auch die nach der Wende entstandenen Einkaufspassagen in der Innenstadt sollten dabei nicht unerwähnt bleiben. Kopfsteinpflaster, wie in Zeiten der DDR erlebte ich gar nicht mehr. Zudem wurden reichlich neue Büro und Wohnhäuser gebaut, sodass man den Eindruck hat, die ganze Bausubstanz der Stadt sei nicht älter als 15 Jahre. Auch wegen der Dichter und Denker Deutschlands, welche auf ihrem Lebensweg scheinbar alle eine gewisse Zeit in Leipzig verbracht haben, hat die Stadt sehr viel kulturhistorisches zu bieten. Kritisch sei zum Abschluss angemerkt, dass Leipzig in seiner historischen Bausubstanz weitaus schöner als das Ruhrgebiet ist, wobei ich nicht so weit gehen möchte, dass die ostdeutschen Bürger in geraumer Zeit selber die Mauer wieder haben möchten, um das Elend im Westen nicht mehr sehen zu müssen.

 
 
 
 
                                                                                                                                                
 
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