Woche 1

 

 

 

Woche 3
Woche 2

 

 
 

Der sechste Tag begann mit bewölktem Himmel und nicht so warmen Temperaturen. Wir verließen Stellenbosch über die R304 in Richtung N1, wie schon am Vortag nach Kapstadt gefahren. Kurz vorher noch mal kurz zur ABSA Bank, da wir Bargeld benötigen. Alle Geldautomaten, an welchen wir waren akzeptieren (immer auf das Maeestro Zeichen achten) die deutsche EC-Karte. Gebühren bei Abhebung von 3.000 ZAR = 400 Euro 4 Euro. Witzig waren im Auswahlmenü die unterschiedlichen Sprachen. Englisch, Afrikaans, Zulu und diverse Stammessprachen die ich noch nie gehört hatte. Dann mussten wir noch tanken. Bei einem Preis von 5,31 ZAR/l = 0,71 Euro machte das Tanken fast schon Spaß. Für 230 ZAR = 30,63 Euro war der Tank des Toyota Corollas voll. Wir benötigten 30 Minuten bis Paarl. Die Namensgebung geht auf die 700 Meter hohen Granitfelsen, den Paarl Rocks zurück, welche nach Regenfällen wie eine Perle in der Sonne glänzen sollen (bei unserem Besuch war es trocken).

 
Paarl Rock
 
  Blick vom Paarl Rock auf die Stadt Paarl

1720 gegründet, mit 110.000 Einwohnern, die zweitgrößte Stadt der Kapprovinz, lebt der Ort hauptsächlich vom Weinanbau. Auf 17.500 ha wird dort 1/5 des südafrikanischen Weines produziert. Die große Winzergenossenschaft KWV hat in Paarl ihren Sitz (sieht man zwangsläufig, wenn man die Main Street fährt), dessen Weine ich im später öfters in deutschen Supermärkten fand. Zudem ist die Stadt geschichtsträchtig, so verbrachte Nelson Mandela die letzten Jahre seiner Haft im dortigen Victor-Vester-Gefängnis. Auch das 1975 eingeweihte Afrikaans Language Monument, dessen Thema die Burensprache Afrikaans (die Sprache der Weißen) ist, ist dort beheimatet. Zuerst fuhren wir die Main Street und bogen gegenüber der KWV Genossenschaft in den Jan Phillips Mountain Drive, einer gut zu fahrenden Schotterstraße. Diese führt zuerst bergauf, dann auf der Anhöhe parallel zum Ort (guter Blick auf Paarl ist garantiert), vorbei am Victoriadamm und dessen zugehörigen See, um dann erneut zum Paarl Rock, dem ersten Granitbrocken bergauf zu fahren.

 
 

Vorher passierten wir ein Kassenhäuschen, wo der Eintritt für das Natural Reserve zu bezahlen wäre. Allerdings war dieses nicht besetzt. Der Granitfelsen liegt in einem 1910 ha großen Naturpark mit unzähligen, lohnenswerten Wanderwege, welche wir aber außen vor ließen. Am Paarl Rock parkten wir unser Fahrzeug und liefen einen Trampelpfad (einfach zu finden), links um den Granitbrocken, um nach fünf Minuten auf dessen Gipfel zu stehen. Wir staunten über Ausblick auf Paarl und sahen sowohl die flächenmäßige Größe der KWV Genossenschaft, aber auch wie lang sich der Ort durch das Tal zieht. Ein Zentrum war nicht zuerkennen. Auf dem Gipfel ist eine alte Kanone, welche vor feindlichen Schiffen warnte (da es bewölkt war und keine gute Fernsicht, konnten wir das Meer nicht sehen). Den Abstieg machten wir „anders herum“, sodass wir ein mal im Uhrzeigersinn um den Granitfels herumgelaufen sind. Der Hinweg, weil nicht so steil, war einfacher zu begehen.

 
 
Aufstieg auf den Bretagne Rock
 

 

Blick vom Bretagne Rock auf den Paarl Rock

Mit dem Auto 10 Minuten weiter, erreichten wir über die zusehends schlechter werdende Straße, den kleinen Parkplatz vor dem Bretagne Rock. Einfach zu finden, da erstens dort die Straße endet und zweitens dort ein Dixi-Klo ist. Direkt am Parkplatz sind zwei große Felsbrocken, welche aneinander gelehnt sind, dass darunter eine kleine Höhle ist, mit fantastischen Lichtspielen. Aber nicht einfach, zumindest für uns zu finden, war der Weg auf den Bretagne Rock. Fälschlicherweise liefen wir einen Trampelpfad zwischen vorgenanntem Gratnitblock und dem dritten Granitberg, dem Gordon´s Rock über Stock und Stein durch Gestrüpp. Der Weg erinnerte uns an Wanderungen in Australien, führte aber nicht ans Ziel, sondern hätte durch die Schlucht zu den hinter den Rocks liegenden zwei Stauseen geführt. Also wieder zurück und auf dem direkten und steilen Weg den Berg hinauf. Wir hatten unsere Wanderschuhe an, denn mit leichten Schuhen, wäre der Weg mangels Trittfestigkeit und Grip nicht möglich.

 
                                  
 
 

An den besonders steilen Stellen, waren Stufen in den Fels gehauen und ein Geländer in Form eines Stahlseiles, zum hoch hangeln. Der zehn minütige Aufstieg wurden mit einem genialen Ausblick auf Paarl, dem Paarl Rock und dem Gorson´s Rock belohnt. Am Horizont war sogar der Tafelberg in Kapstadt zu sehen. Oben picknickten wir, bis wir 30 Minuten später herunter liefen. Wirklich lohnenswert die Granitberge, nicht sonderlich anstrengend oder eine stundenlange Wanderung. Zudem waren zum Zeitpunkt unseres Besuches, keine anderen Menschen dort - eine himmlische Ruhe. Wir fuhren den Jan Phillips Mountain Drive zurück wie wir gekommen waren. Alternativ kann man diesen auch weiter fahren, um am anderen Ende von Paarl auf die Main Street zu gelangen. Unser nächstes Ziel war das Paarl Language Monument, welches etwas erhöht auf einem Hügel steht (immer der Beschilderung „Taalmonument“ folgen). Etwa 1 km vor dem Gebäude ist eine Schranke, wo 10 ZAR = 1,33 Euro Eintritt zu zahlen sind.

 
Paarl Language Monument
 
  Weingut Fairview

Da uns die Sprache nicht sonderlich interessiert, sondern eher das futuristisch aussehende Gebäude und das auch vor der Schranke gut zu sehen ist, machten wir ein paar Fotos und drehten wieder. Nächstes Ziel war das Weingut Fairview. Die Main Street folgend, unter der N1 in südlicher Richtung hindurch, war das Gut nach fünf km aufgeschildert, wo wir links abbogen und nach weiteren drei km ankamen. Entgegen zum Gut Blaauwklippen war hier der Massentourismus zu Hause. Ein voller Parkplatz mit PKWs und Reisebussen. 1937 von einem Einwanderer aus Litauen gegründet, werden 300 ha bewirtschaftet. Zum Weinanbau wird auf dem Gut auch Käse, vornehmlich aus Ziegenmilch produziert. Wenn man vom Parkplatz zum Gebäude läuft, kommt man zwangsläufig an einem Turm vorbei, um welchen eine Treppe installiert ist, welches als Gehege der Ziegen dient. Ein einmaliges Fotomotiv. Auch das Haus ist bestens restauriert, mit großem Restaurant im Außenbereich, wo man unter Sonnenschirmen speisen kann.

 
 

Dort vorbei, erreichten wir die Verkaufsräume, wo man die Produkte erstehen kann. Probieren kann man auch, aber gegen Zahlung von 15 ZAR, eine vorher festgelegte Menge Wein und Käse. Komische Weinprobe. Mir gefiel mir das Weingut Fairview nicht so gut, da viel zu überlaufen und auf mich bezüglich der Gäste eher Kaffeefahrt-Charakter hatte. Susanne hingegen gefiel es besser. Nach 45 Minuten verließen wir das Anwesen und fuhren zum Du Toits Kloof Pass. Auf der gegenüberliegenden Bergseite der Paarl Rocks, Paarl und Worchester verbindend, windet sich die asphaltierte Passstraße entlang der Du Toits Kloof Mountains immer höher, bis wir nach 40 Minuten Fahrzeit den Scheitelpunkt auf 820 Meter erreichten. Alternativ, wenn es schnell gehen muss, kann man auch den Hugenot Toll Tunnel  nehmen, der durch das Bergmassiv führt (nur sieht man dann leider nichts). Beeindruckend wirkten die Wolken, welche oben in den Bergen hängen und durch welche wir auf dem höchsten Punkt hindurch fuhren.

 
Du Toits Kloof Pass
 
  Foto vom Du Toits Kloof Pass mit Blick auf Autobahn - Einfahrt in den Hugenot Toll Tunnel

Unterwegs gibt es mehrere Haltepunkte, um die Aussicht zu genießen. Wieder abwärts, ging die Straße durch eine Schlucht und nach 2 km durch einen Tunnel. Dahinter hielten wir und genossen die Natur. Bergbäche, diverse Vogelarten und Wanderwege, welche in die unberührte Natur führten. Leider hatten wir nicht ausreichend Zeit für eine Wanderung. Wir kehrten mm, tuckerten bis zur ersten Überholbucht hinter einem LKW her, der wegen der Steigung nicht mehr als Schrittgeschwindigkeit fuhr und erreichten gegen 16 Uhr wieder Paarl. Unser nächstes Ziel war der Bainskloof Pass. Von Paarl führt der Weg durch das Städtchen Wellington, wo wir kurz anhielten, um entlang der Geschäfte der Main Street zu flanieren. Auch hier alte kapholländische Häuser und als Highlight der Stadt ist eine Schnapsbrennerei zu erwähnen, die wir aber nicht besichtigten. Zudem ist der Ort das Zentrum der Trockenfrüchteindustrie, dessen Fabriken am Wegesrand zu sehen sind.

 
                                  
 
 

Drei km hinter dem Ort, beginnt der gut ausgeschilderte, 1853 nach vier Jahren Bauzeit eingeweihte Pass, wo vorher auf Schildern gewarnt wurde, dass dieser nicht mit LKWs oder Wohnmobilen zu befahren ist (zu recht). Über zahllose Serpentinen führe der Weg bergauf (was auch sonst), über die Slanghoek Mountains, bis wir an der Passhöhe Eerste Tol die alte Zollstation erreichten. Dann schlängelte sich die Straße weiter durch die Berge, der Abgrund nur durch ein paar Steinhaufen gesichert. Für unsichere Fahrer mit Höhenangst daher nicht zu empfehlen. Die Natur auf dem Weg ist wirklich schwer in Worten zu fassen. Smaragdgrüner oder auch grauer schroffer Fels, wo Moose und keiner Sträucher zwischen wachsen. Auch ein Bach, der Witriver bahnt sich seinen Weg durch das Tal und zwei km hinter Eerste Tol kann man in einem Staubecken schwimmen. Leider saß uns die Zeit im Nacken, auch um auf einen der von der Straße abzweigenden Wanderwege zu laufen. Kurz um – der Pass ist ein absolutes Muss.

 
Drakensberge bei Beginn des Bains Kloof Pass
 
  Irgendwo am Strassenrand des Bainskloof Pass

Beide Pässe sind absolut sehenswert, wobei ich den Bainskloof ein klein wenig besser fand, da dieser abgeschiedner auf mich wirkte und weniger Verkehr war. Die Natur und die Ausblicke sind ähnlich, was aber nicht bedeutet, dass, wenn man den einen gefahren ist, sich der andere nicht mehr lohnt. Die letzten km wurde das Tal immer breiter und schließlich erreichten wir die Abzweigung von der R303 auf die R43, wo wir in Richtung Worcester abbogen. Damit bereits auf der anderen Seite der Hügelkette, gab es kaum noch Weinanbau, sondern viel Obst-, Getreideanbau und Viehzucht in der weiten Ebene. Die 30 km nach Worchester kamen wir zügig voran, durchfuhren den Ort und erreichten nach 90 Minuten über eine gut ausgebaute Straße über Robertson Montagu. Die letzten zehn km durchfuhren wir dabei auf der R60 den Kogmans Kloof, kein Pass wie bei dem Wort Kloof zu vermuten, sondern eine Schlucht mit steil aufragenden Felsen, durch welche sich die Straße auch durch einen kleinen Tunnel schlängelt.

 
 

In Montagu wieder das übliche Spiel. Schnell zur gut ausgeschilderten Tourist Info (mal wieder 5 Minuten vor Ende der Öffnungszeit um 18 Uhr) und dort mit der Adresse des Bed & Breakfast Hauses „Little Sanctuary“ ausgestattet zum Quartier. Das Haus, mit einem riesigen, penibel gepflegten Garten, befindet sich etwas außerhalb des Ortes, kurz vor dem Eingang der heißen Mineralquellen und dem dazugehörigen Hotel. Dort hatten wir einer der zwei Honneymoon Suiten für 600 ZAR = 80 Euro. Ein ca. 75 m2 großes Appartement, mit großem Wohn- Essbereich, großem Schlafzimmer mit Himmelbett und einem schicken Badezimmer mit Dampfdusche. Das alles eingerichtet im Kolonialstil. Nicht zu vergleichen mit dem was man sich unter einer Hochzeitssuite vorstellt, aber mit viel Liebe zu Detail eingerichtet, sehr geräumig und seinen Preis wert. Inhaber ist ein älteres Ehepaar, welche dazu neigen, sich mit dem Gast ausgiebig zu unterhalten, wobei ich viel über den Ort und der Gegend erfuhr.

 
Ein weiterer Eindruck vom Bainskloof Pass
 
  Hot Mineral Springs bei Dunkelheit

Wir ruhten uns zuerst ein wenig aus, machten uns in der Küche das zuvor im Supermarkt gekaufte Fertiggericht in der Mikrowelle warm und entschlossen uns gegen 20 Uhr, zu Fuß die drei Minuten zu den nahen Hot Mineral Springs zu laufen. Direkt dem 4 Sterne Hotel Avalon Springs angegliedert, zahlten wir zusammen 45 ZAR = 6 Euro Eintritt (für Hotelgäste kostenlos) und entspannten uns im Schwimmbad, welches aus den 43 Grad warmen Quellen gespeist wird. Wegen der späten Uhrzeit waren mit uns lediglich sieben Leute im Becken. Draußen war es mit geschätzten 12 Grad sehr kühl, aber im Wasser lies es sich aushalten. Für wärmere Tage gibt es dort zudem eine Liegewiese mit einer Bar, welche, wie das Schwimmbad selber täglich bis 23 Uhr geöffnet ist. Gegen 22 Uhr liefen wir schnatternd vor Kälte zurück und verbrachten den Rest des Abends in unserer Hochzeitssuite.

 
                                                                                                                
 
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