Woche 1

 

 

 

Woche 3
Woche 2

 

 
 

CP Nel Museum in Oudtshoorn

 

Der Sonntag begann mit langen Gesichtern, als wir nach draußen sahen. Es regnete in Strömen. Wir hatten den genialsten Strand direkt vor unserer Haustür, aber was nutzte der uns bei solch einem Wetter? Dafür entschädigte das erstklassige Frühstück. An einer großen Tafel stand ein Fruchtcocktail bereit und Tersia bereitete Brot, Brötchen und alles weitere, was zu einem englischen Frühstück gehört, a la Minute zu. Es mangelte an nichts, auch nicht an Unterhaltung mit einem britischen Ehepaar, den außer uns einzigen Gästen im Haus. Albert rief beim Flughafen an, um genaueres über die Wetterlage zu erfahren. Da im Verlauf des Tages keine Besserung zu erwarten war, beschlossen wir, über den Swartberg Pass in das Große Karoo zu fahren. Zuerst wieder nach George, wo wir erneut in der sonntags geöffnete Garden Route Mall für anderthalb Stunden hielten. Dabei nutzte ich die Gelegenheit, meinen Kamerachip für  45 ZAR = 6 Euro zu entladen und auf CD zu brennen und ein wenig in Internet zu surfen.

 
 

Dann wieder über den Outeniqua – Pass, eine Stunde Fahrzeit nach Oudtshoorn, wo der Regen etwas nachließ. Sicherlich war der Regen in der trockenen Ebene dringend nötig – aber doch nicht wenn wir dort sind... Über die nach Oudtshorn gut ausgebaute, landschaftlich interessante und sich durch die Hügel schlängelnde R328 fuhren wir weiter zu den Cango Caves (ab Oudthoorn ausgeschildert – etwa 30 Minuten Fahrzeit). Eine 1780 entdeckte und mit über 40 km weit verzweigten Gängen riesige Tropfsteinhöhle. Im Rahmen der Tour sind lediglich 1,2 km zugänglich, der Rest ist für Forscher – wobei die Höhle in Gesamtheit, immer noch nicht gänzlich erforscht ist. Man vermutet noch weitere, nicht gefundene Kammern unter dem Gestein. Aufgrund des Wetters war der Parkplatz sehr voll und wir entschlossen uns, die Cango Caves doch nicht zu besuchen. Daher wieder 500 Meter zurück und an der Kreuzung die R328 zum gut ausgeschilderten Swartberg Pass.

 

Weide mit Strauße im kleinen Karoo bei Oudtshoorn

 
 

R328 nördlich vor Oudtshoorn, aber noch vorm Swartberg Pass

 
 

Diese führte noch fünf km über asphaltierte Straße, durch sanfte Hügel, welche außer vereinzelten Häusern und einer Abzweigung zu einem Campingplatz kaum bewohnt war (die Landschaft wurde wieder grüner und bewachsener). Durch den Nieselregen und den Wolken war uns leider der Blick auf die über 2.000 Meter hohen Swartberge versperrt, was sicherlich gigantisch aussieht. Diese sind die Grenze zwischen dem Kleinen und Großen Karoo. Dann hörte das Teerband auf und der ernste Teil der Strecke begann. Eine schmale Straße (zwei PKWs passen nicht an jeder Stelle aneinander vorbei), führt ca. 12 km stetig bergauf. Das bedeutet, dass man zu 80% im ersten Gang fährt, 20% in zweiten und zu 0% im dritten. Obwohl in manchen Reiseführern erwähnt, dass der Pass bei Regen nicht befahren werden sollte, kann ich nur das Gegenteil verlauten lassen. Stellenweise lief das Wasser die Straße herunter, die Reifen drehten beim Anfahren auch mal durch, aber trotzdem erkannte ich dabei nichts gefährliches.

 

 

Lediglich für Wohnmobile oder Fahrzeuge mit Anhänger ist der Weg absolut, aber auch wirklich absolut ungeeignet. Leider lies sich die Aussicht, sowohl ins Cango Valley, in das Tal von Kruisrivier, als auch derer des weiteren Verlaufs der Straße nur erahnen, da wir stellenweise keine 20 Meter sehen konnten. Unterwegs gab es drei Picknickplätze, an welchen wir bis auf einen wegen des Wetter vorbei fuhren. Die Straße selber ist lediglich durch einen kleinen Steinwall begrenzt, sodass der Abflug (im wahrsten Sinne des Wortes) vorprogrammiert ist, wenn man nicht dem Straßenverlauf folgt. Über den nicht asphaltierten Teil benötigten wir 40 Minuten bis zum höchsten Punkt der Straße auf 1.583 Meter (bei mehreren Stopps, bei guter Sicht sicherlich länger), wobei uns einige Fahrzeuge entgegen kamen. Oben war es nicht nur am Nieseln, sondern zudem sehr windig und kalt, wobei die Wolkendecke dünner wurde.

 

Die Südseite des Swartberg Pass im Nebel

 
                                  
 
 

Auf der Sonnenseite des Swartberg Pass mit der Meiringspoort Schlucht im Hintergrund

 

Keine 300 Meter weiter, an einem kleinen Zedernwäldchen, an welchem früher das alte Zollhaus stand, waren schon die ersten Wolkenlücken mit blauen Himmel zu sehen und gleiche Strecke noch mal weiter, war es wolkenlos. Die Wolken schafften es über die Gebirgskette der großen Swartbergen nur vereinzelt und lösten sich in der Sonne schnell auf. Den ersten Haltepunkt am Teeberg nutzen wir, um den überwältigenden Blick auf den weitern Verlauf der Straße, er sich in engen Kehren über den Berg windet und dann in die Meiringskloof Schlucht verschwindet, zu bestaunen. Kaum zu glauben, dass diese Straße bereits 1886 fertig gestellt wurde. Über die engen Serpentinen fuhren wir Talwärts, wobei wir mehrfach in den Kehren wegen der Ausblicke auf die umliegenden Berge, als auch der grandiosen Straßenführung anhielten. Zwanzig Minuten abwärts, erreichten wir das Tal und fuhren durch die Meiringskloof Schlucht. Durch diversen Aufenthalten in den amerikanischen Canyons, waren wir schon viel in Bezug auf Schluchten gewöhnt, aber so etwas haben wir noch nie gesehen.

 
 

Die Verwerfungen, bzw. die einzelnen Felsschichten waren deutlich zu sehen, mal waagerecht, mal senkrecht, aber auch diagonal. Bei der Entstehung der Berge müssen enorme Kräfte gewirkt haben, die ich wegen der Verwerfungen der einzelnen Gesteinsschichten noch nie so deutlich gesehen habe. Die Schlucht ist ca. 500 Meter lang, parallel führt ein kleiner Bach hindurch und der Fels geht mehrere hundert Meter senkrecht hinauf. Unbeschreiblich! Nach drei weiteren Kilometern erreichten wir die R353 und fuhren weitere zehn km, bis wir um 16 Uhr Prince Albert erreichten. Ein verschlafenes Nest, 650 M.ü.n.N., mit 7.000 Einwohnern und 300 Sonnentagen im Jahr. Ganz im Gegensatz zur anderen Seite der Swartberge, war es wolkenlos und mit über 30°C richtig heiß. Im Ort selber war aber an dem Sonntag nichts los. Penibel gepflegte Häuser und Vorgärten, Blumen und Obstbäume - fast Spießbürgerlich. Wir fuhren die Main Street ein mal auf und ab und da wir nichts entdeckten, was wir interessant fanden, machten wir uns auf den Rückweg.

 
Verwerfungen der Meiringspoort Schlucht
 
 
  Kirche in Prince Albert  
 
 
                                  
 
  Kehren der Nordseite des Swartberg Pass

Nun bestand die Frage: Zurück wie auf dem Hinweg über den Swartberg Pass oder die 70 km längere Strecke durch die Meirigskloof Schlucht, eine gänzlich asphaltiere Straße? Da der Swartberg Pass so klasse war, fuhren wir ihn erneut, mit dem Wissen nach dem Scheitelpunkt wieder ins schlechte Wetter zu fahren. Und genau so kam es auch. Erst richtig heißes und wolkenloses Wetter und später 18°C und Nieselregen. Abschließend, als Zwischenfazit möchte ich anmerken, dass der Swartberg Pass das Highlight unseres Südafrika Urlaubs war. Noch nie zuvor bin ich eine Passstraße gefahren, welche sich derart abenteuerlich durch das Gebirge schlängelt. Von allen in Südafrika gefahrenen Pässen der absolut beste. Den Berg überwunden und auf dem asphaltierten Teil der R328, kamen wir nach 15 km zu dem Abzweig (durch Schild gekennzeichnet), welcher den Weg zum 11 km von der Straße entfernten Rus en Frede Wasserfall weist. Der Weg führt erneut über eine Piste und da es schon mehrere Tage geregnet hat, war diese entsprechend aufgeweicht.

 
      
 

Teilweise eine ziemliche Rutscherei, zumal es auch mal durch den Schlamm steil bergauf ging, sodass wir Anlauf nehmen mussten. Durch eine menschenleere Gegend, mit nur einem Haus zu Beginn der Piste, fuhren wir durch eine wunderschöne Landschaft mit Bergen im Hintergrund, auf welche wir auch zu fuhren. Zwei km vor dem Ende der Straße, ist sich ein Kassenhäuschen mit Schlagbaum. Allerdings unbesetzt, aber mit einem Schild, dass die Zufahrt um 18 Uhr geschlossen wird. Das war in zehn Minuten. Mit einem unguten Gefühl, ließen wir uns davon aber nicht beeindrucken und setzten unseren Weg fort. Die Piste endete an einem Parkplatz und nun war noch ein km über Holzbrücken zurück zu legen. Allein der Weg über die Brücken, in die immer enger werdende Schlucht war spektakulär. Mehrfach kreuzte dabei der Weg den Fluss, bis wir vor dem Rus en Frede Wasserfall standen. Dieser führte aufgrund des Regens reichlich Wasser, ist geschätzte 50 cm breit und stürzt über drei Stufen ca. 50 Meter in die Tiefe.

 
...und noch ein Foto von den Kehren des Swartberg Pass...
 

 

 

Rus en Frede Wasserfall

Da wir Sorge hatten, dass die Schranke der Zufahrt geschlossen seien könnte, genossen wir den Anblick keine fünf Minuten, liefen zurück zum Auto und fuhren zurück zur Hauptstraße, der R328. In 30 Minuten waren wir in Oudtshoorn, wo wir an der Kreuzung zur R62 die südafrikanische Restaurantkette S Saddles sahen und dort zum Abendessen einkehrten. Die beiden Kellner, maximal 17 Jahre alt, waren restlos überfordert. Kamen immer zu zweit (einer war wohl der Kellnerpraktikant), brachten das falsche Essen und nervten, indem sie alle fünf Minuten fragten, ob alles in Ordnung sei. Um dem ein Ende zu setzten, antwortete ich bei der vierten Nachfrage: „Soweit ja, nur die Nachfragen nerven“. Dann war Ruhe. Das Bezahlen war eine weitere Hürde. Ich gab meine Kreditkarte ab und bekam erst mal den Spruch: „Don´t forget about my Tipp – Nicht mein Trinkgeld vergessen.“ Mit der Karte an der Kasse (eine AMEX – nichts exotisches), waren plötzlich drei weitere Kellner an der Kasse, alle mit fragendem Gesichtsausdruck, bis die beiden Experten nach zehn Minuten zu uns zurück kamen, dass die Karte defekt sei (Blödsinn). Ich hatte die Nase voll, zahlte bar und gab keinen Rand mehr Trinkgeld als 10% der Summe. Normal sind in Südafrika 15% Trinkgeld angemessen. Mittlerweise wurde es dunkel und wir fuhren wie schon am Vortag, die 40 km über die Ebene des Kleinen Karoo und den Outeniqua – Pass nach George. Dann noch 15 Minuten die N2 und gegen 19:30 Uhr waren wir wieder in unserer Unterkunft Xanadu in Wilderness. Den Rest des Abends verbrachten wir auf dem Zimmer und sahen über Satellit deutsches Fernsehen.

 

                                                                                                            

 
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