Woche 2

 

Woche 1
 
 

 

Wie nicht anders zu erwarten, waren wir vor 6 Uhr hellwach. Diese frühe Stunde haben wir genutzt, um aus den großen Koffern, für die nächsten 3-4 Tage genügend Kleidung in den Handgepäcktrolley umzupacken. Das vereinfacht den Bezug von Motels ungemein. Dann das Frühstück, der am Vorabend im Supermarkt eingekauften Fressalien (Frühstück in Motels ist lausig bis nicht vorhanden) und um 7 Uhr waren wir abreisebereit. Nur fehlte noch eine ATM-Maschine, damit wir uns mit US-$ cash versorgen konnten. Wie im Internet recherchiert, gibt es an fast jedem 7-Eleven Supermarkt einen Geldautomaten der City Bank. Von dem kann man auch als deutscher Kunde, kostenfrei Geld abholen. Von Budget Host Motel, fast direkt gegenüber dem 6-Flags Vergnügungspark, sind es fünf Minuten mit dem Auto nach Denver Downtown. Jene hat mit der Shopping Mall der 16th Street einiges zu bieten. Keine Mall, wie man es aus den USA kennt, sondern eine Straße aus dem Schachbrettmuster, welche zur Fußgängerzone erklärt wurde.

 
 

Die einzig dort verkehrenden Fahrzeuge sind kostenlose Hybridbusse, welche die 2 km lange Mall (in Form einer Allee) verbinden. Sehr schön gemacht. In zweiter Reihe befinden sich die Dienstleistungstürme der Banken und Versicherungen. Auf der 16th Street in Denver selber, sind jede Menge schicke Restaurants und teure Geschäfte, z. B. das Larimer Square mit den Fassaden einer alten Stadt. Weiter nördlich in Lower Downtown (kurz Loto), ist die angesagte Kneipenszene, wo zur frühen Stunde noch nichts los war. Mich hat die Innenstadt von Denver beeindruckt und ich werde, wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann sicherlich mehr als nur die zwei Stunden unseres Kurzbesuches dort verbringen. Wir zogen uns am Automaten des 7-Eleven, der auf der 16th Street war, kurz Geld und machten uns auf dem Weg zum Auto zurück. Mittlerweile 9 Uhr, fuhren wir in den Rocky Mountains National Park. Über den schnurgeraden Interstate 25, in nördlicher Richtung nach Fort Collins.

 

Denver Skyline

 
 

Kurz vor Estes Park

 
   
 

Nach etwa 30 Minuten verließen wir jene und fuhren weiter über die CO66 und US36 für die nächsten 65 Meilen nach Estes Park. Dabei handelt es sich um einen nicht preiswerten, aber was die touristische Infrastruktur anbelangt, bestens ausgestatteten Ort, kurz vor den Rocky Mountains. Erwähnt werden sollte auf jeden Fall, das baulich sehr schöne, freundliche und informative Visitors Center von Estes Park. Dort legten wir einen kurzen Stopp ein und liefen 3 Minuten zum nahen Estes Lake. Vom Westufer bot sich ein schöner Blick auf den See, umrahmt von den ersten kleinen Hügeln, welche wir bereits mit dem Auto überquert hatten, im Hintergrund. Im nahen Nadelwald grasten drei Elche, welche beim Erblicken des anderen Individuums ebenso erschrocken drein Blickten, wie wir, aber keine Anstalten machten, sich zu verkrümeln. So lebten wir für ein paar Minuten friedlich nebeneinander her. Leider war es bewölkt und ein kleiner Schauer nebst Gewitterdonner prasselte nieder, sodass wir uns zügig zum Auto begaben.

 
                                  
 

 

Nach kurzen Ergänzungseinkäufen im örtlichen Liquor Store und Supermarkt, fuhren wir näher zu den schneebedeckten 4000´ern, zum Nationalparkeingang auf 2.390 Meter, der Beaver Medow Station. Dort legten wir uns für $80 den unverzichtlichen zu. Leider war bis zum Memorial Day die Trail Ridge Road, welche den Hauptkamm der Rocky in endlos vielen Serpentinen bis auf 3.713 Meter überquert, wegen Instandsetzungsarbeiten gesperrt. Lediglich am Samstag und Sonntag wurde diese Traumstraße geöffnet. Die Alternative, die Old Fall River Road, die alte Überquerung der Rockys, hatte noch Wintersperre. So mussten wir über den Interstate die Continental Divide (Wasserscheide) überqueren. Vorher fuhren wir aber erst im Nationalpark bis zu der Stelle, ab wo die Trail Ridge Road gesperrt war, konnten aber keine besonders schönen Stellen oder Ausblicke entdecken. Also wieder zurück, bis kurz vor dem Nationalparkeingang und rechts ab auf die Bear Lake Road. Diese etwa 10 Meilen lange Straße, führt zum interessantesten Teil des Park, von welcher viele Wanderwege abzweigen.

 
 

Bear Lake

 

 

Nymph Lake

 

Im Sommer kann man wegen der Menschenmassen aber nur bis zum Glacier Basin mit dem eigenen PKW fahren und muss dort in den Shuttle umsteigen. Dieses war aber bei unserem Besuch nicht der Fall und wir fuhren vorbei am Parkplatz des Bierstadt Lake Wanderwegs mit gleichnamigen See, über viele Serpentinen bis zum Ende dieser Traumstraße, zum großen Parkplatz des Bear Lake auf 2.871 Metern. Ein zum Zeitpunkt unseres Besuches noch schneebedeckter Weg, führt in 3 Minuten zum nahen Bear Lake. Eine wirklich traumhafte Situation des nicht gefrorenen, tiefgrünen Bergsees, mit dem fast 3.900 Meter hohen Halett Paek und den 4000 Meter hohen Bergen Taylor Peak, Powell Peak und Mc Henrys Peak im Hintergrund. Selbst auf fast 3.000 Metern wuchsen noch Tannen, was in Europa in den Alpen undenkbar wäre. Wir umrundeten in 40 Minuten den Bear Lake, was gar nicht so einfach war, da am Südufer bis zu zwei Meter hoher Schnee zu überwinden war.

 

 

Aber im Grunde kann es gar nicht so schlimm gewesen sein, da Amerikaner selbiges in Badelatschen taten. Warum nicht gleich Barfuss, dachten wir uns. Die Nordseite hingegen war einfach zu begehen, da dort alles getaut war. Wieder am Ausgangspunkt, entschieden wir uns dazu, die 800 Meter zum Nymph Lake zu wandern. Stetig bergauf, über teilweise über tiefen Schnee selbst auf dem Wanderweg, überwanden wir 75 Höhenmeter und erreichten unser Ziel auf 2.946 Metern. Einen kleinen, noch fast gänzlich zugefrorenen See. Nach kurzer Rast ging es 800 Meter weiter, zum deutlich größeren Dream Lake. Zwar war dieser nur 54 Meter höher gelegen, aber auf genau 3.000 Meter kam zumindest ich ganz schön ins Schwitzen, bzw. in Atemnot. Am Dream Lake bot sich ein einzigartiges Panorama. Einsam und eingebettet vor dem Flattop Mountain und dem Hallett Peak, war das Hochgebirge unbeschreiblich schön. Wir überlegten, ob wir die Runde zum Lake Haiyaha und zu den Alberta Falls noch vervollständigen sollten.

 

Dream Lake

 
                                  
 

 

Tiefer Schnee in den Rockys Ende Mai.....

 

Entschieden uns aber aufgrund der schon etwas späten Uhrzeit und der nicht guten Wetterlage dagegen. Jenen Tag gab es hohe Wolken und ein Wanderer aus Brisbane, den getroffen hatten, berichtete uns von einem Schneesturm am Vormittag, den wir in Estes Lake als Regenschauer erlebt hatten. Da es nicht so aussah, als dass es besser werden würde, wollten wir kein Risiko eingehen und liefen zurück zum Parkplatz. Gegen 15 Uhr fuhren wir auf direkten Wege zum Parkausgang und durch Estes Park. Von dort über die US36, wie wir am Vormittag schon gekommen waren. Dann über die CO7 durch die Ebene, immer entlang den Bergen der Rockys zu unserer Rechten, bis zum nicht sonderlich anschaulichsten Städtchen Boulder. Dort merkten wir, dass wir an Estes Park die landschaftlich schönere CO72 fahren wollten, welche sich in unzähligen Kurven durch die ersten Berge der Rockys schlängelt. Nun war es aber zu spät und wir fuhren die CO93 weiter, wo wir zu unserer Linken die Silhouette von Denver sahen.

 
 

Nach 90 Minuten Fahrzeit von Estes Park erreichten wir die I70, welche über die Rockys führt. Dieser folgten wir aber nur ein paar Meilen, fuhren dann auf der US119, für ca. 30 Minuten über diverse Serpentinen, nach Central City / Black Hawk. Central City ist eine ehemalige Goldgräberstadt, wo immer noch aktive Minen sind, aus denen goldhaltiges Erz gefördert wird. Das attraktive an der Stadt, sind die verbliebenen Häuserfassaden aus der Zeit des Goldrausches, sodass man sich in den Wilden Westen versetzt vorkommt. Zudem gibt es in dem Ort fünf Casinos (in Colorado wurde 1991 per Volksentscheid der Glückspiel legalisiert!!!). Nach einer kleinen Rundfahrt durch den Ort, kehrten wir in das Fortune Valley Casino ein. Aber nicht, um dort zu spielen – wir hofften darauf, dass es dort ein Buffet gibt. Und dem war auch so. Für etwas über $15 haben wir uns dort richtig voll gestopft, da wir den ganzen Tag noch nichts anständiges zu essen hatten.

 

Zockerparadies Central City

 
 

Kasino in Central City

 
Auch qualitativ braucht sich das Haus nicht hinter den Vegas Buffets verstecken. Ich würde es auf der Ebene Mirage Buffet einstufen. Das nicht kleine Kasino, mit über 1.000 Slots (Quelle: Webseite des Fortune Valley Kasinos – ich habe sie nicht gezählt) wirkte auf mich insgesamt etwas muffig. Weit weg vom Glamour in Vegas. Insgesamt übertrug sich dieser Eindruck für mich auch auf den Ort. Klar, dass eine Goldgräberstadt nicht so sauber ist wie ein Operationssaal – aber so manches Auto, welches schon 20 Jahre im Flussbett lag, hätte man in der Zeit schon mal entsorgen können. Ich schweife ab. Nach zwei Stunden Aufenthalt und keinem einzigen Spiel, führte unser Weg zurück zur I70. Anstelle wieder die US119 zu fahren, versuchten wir es über die Virginia Canyon Road, welche auch als Oh my God Road bezeichnet wird. Diese fanden wir aber nicht, machten aber anstelle dessen, eine kleine Rundfahrt über unasphaltierte und teilweise schlammige Pisten, welche an den noch produktiven Erzbergwerken vorbei führten.
 
                                  
 
 

Nichtsdestotrotz eine interessante Runde von etwa 10 Meilen, durch die Berge bis wir wieder in Central City raus kamen. Also auf direktem Weg, den wir schon kannten, zum Interstate. Die I70 führte stetig berauf, bis wir auf sage und schreibe 3.350 Meter, den 1,7 Meilen langen Eisenhower / Johnson Tunnel erreichten, der die Great Divide (Wasserscheide)durchquert. Kurz vor dem Tunnel, sahen wir zu unserer Linken, das bis zu 3.966 Meter hohe Skigebiet Loveland, welches keine Saison mehr hatte. Nach dem Tunnel (in jenem auch) war die Sonne schon so weit hinter dem Horizont verschwunden, sodass es dunkel wurde. Es ging die nächsten Meilen bergab, bis wir gegen 21 Uhr Silverthorne erreichten. Da der Ort über eine brauchbare Infrastruktur verfügt, da es ein Wintersportort ist, überlegten wir, ob wir bereits dort übernachten sollten. Da wir aber nicht gleich zu Beginn, der in Bezug auf die Strecke, zu großzügig geplanten Tour ins Hintertreffen geraten wollten, wollten wir unbedingt das 90 Meilen entfernte Steamboat Springs erreichen.

 
 
Fortune Valley Casino von außen
 
  Alte Goldmienen bei Central City

Keine glückliche Entscheidung. Bereits nach 10 km Fahrt sahen wir auf dem Standstreifen der Gegenspur, ein an der Motorhaube übel zerbeulten Wagen und das tote Reh auf dem Seitenstreifen unserer Seite. Das Blut war deutlich auf der Straße zu sehen… Das war uns mehr als eine Warnung, die Geschwindigkeit zu drosseln, denn es war Frühling. Auf stockdunkler Landstraße war es mehr ein Kampf als eine wohltuende Urlaubsreise, die restliche Strecke bis zum Ziel hinter uns zu bringen. Es kamen uns kaum Fahrzeuge entgegen, bis wir um 22:30 Uhr endlich im Super 8 Motel in Steamboat Springs einliefen. Für den Preis von $66 checkten wir umgehend in das sowohl äußerlich, als auch von den Zimmern sehr angenehme Hotel ein. Den Innenpool nutzten wir nicht mehr – ich öffnete noch ein Bier, das ich nicht mal mehr austrank und schlief übermüdet vor dem Fernseher ein.

 

               

                                                                                                

 
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