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Als wir morgens gegen 8 Uhr ein Auge aus dem Fenster des Campers warfen, wären wir am liebsten liegen geblieben. Zwar kein Regen mehr, dafür aber dicke Nebelsuppe. Aber es half nichts und da wir unseren Urlaub nicht auf dem Campingplatz bis zum Aufklaren verbringen wollten, fuhren wir als erstes zum 1 km entfernten Echo Point. Aber bei Sichtweite von 10 Metern (bei 10 Grad Celsius) war nichts mit Aussicht auf das steil abfallende Jamison Valley und den für die Blue Mountains so bekannten Three Sisters, drei Felssäulen mit einer Höhe von 910 Metern. Aber immerhin war das Visitors Center geöffnet. Dort sahen wir uns auf den Fotos das an, was dort sonst zu sehen gewesen wäre, lasen Informationen über den geologischen Ursprung des Tals und beschlossen zum Ortskern von Katoomba zu fahren. Bis 1813 war der Ort und die Gegend westlich der Blue Mountains, ein weißer Fleck auf der Landkarte der weißen Siedler, da die Berge ein unüberwindbare Barriere bildeten. Warum eigentlich ? |
Die amerikanischen Siedler kamen auch über die Rocky Mountains und Canyons und das schon viel eher. Egal, der Ortskern der mit 2.500 Einwohnern größten Stadt in den Blue Mountains (Blue, weil aufsteigender Dunst aus ätherischen Ölen der dort millionenfach vorhandenen Eukalyptusbäume blauen Dunst erzeugen sollen – aber Sonne war ja den Tag nicht) war entsprechend klein. Auf der Main Street befinden sich Outdoor Ausstatter, wenige Souvenirläden, Geschäfte mit esoterischem Zeug dort hängen gebliebener Traveller, aber auch reichlich normale Geschäfte mit Dingen des täglichen Bedarfs. Jedenfalls fanden wir dort einen Bäcker mit normalem Brot und nicht dem amerikanischen und leider auch australischen Toastbrotcharakter. Gegen 11 Uhr verließen wir Katoomba, fuhren durch Medlow Bath und bogen 3 km später rechts zum ausgeschilderten Evans Lookout ab. Wie bestellt, öffneten sich die Nebelschwaden und gaben den Blick auf die dicht bewachsenen und felsigen Berge des Sandsteinplateaus vom Grose Valley frei. |
Man konnte den Nebel aus den 250 Meter tiefen Tal förmlich den Berg hochsteigen sehen. Vom Parkplatz aus sind zwei Aussichtspunkte ausgeschildert, welche wir für uns alleine hatten. Auch ist dort sonst nichts durch Zäune o. ä. abgesperrt, sodass man ohne große Kletterei an der Klippe entlanggehen kann, um andere Perspektiven der wunderschönen Aussicht auf die subtropische Vegetation von zu erhalten. Nach einer ½ Stunde war dem genug, wir fuhren die 2,5 km zum Great Western Highway zurück und weiter Richtung Blackheath, wo kurz vorm Ortseingang der ebenfalls ausgeschilderte und asphaltierten Weg zum Govetts Leap (1,5 km) herein ging. Dieser Aussichtspunkt war entschieden besser besucht. Zwar blickte man von gleichen Bergkamm wie schon am ersten Lookout, gegenüber auf selbige Hügelkette, nur 3 km nördlich aus einer anderen Perspektive. Aber der Abstecher lohnte trotzdem, da er zudem Sicht in ein anderes Tal erlaubt. |
Wegen der Menschenmasse (na ja, vielleicht 8 Autos auf dem Parkplatz) verzichteten wir auf eine erneute Klettertour und beschlossen, wieder zum Evans Lookout zu fahren, von wo aus wir unsere erste längere Wanderung unternehmen wollten. Wir packten den Rucksack, schnürten die Wanderstiefel und liefen gegen 12.30 Uhr los. Tagestour war der Grand Canyon Walk, 5km lang und mit 4-5 Stunden im Reiseführer angegeben. Rechts vom Lookout befindet sich der Start des Weges. Über unzählige Naturtreppen (also nichts aus Beton gegossenes, Natursteine, welche als Stufen dienen) ging es 150 Meter abwärts in die immer enger werdende Schlucht, teilweise rechts uns links an aufragenden Felswänden vorbei. Da alles nass war, war schon ein wenig Klettergeschick und Gleichgewichtssinn gefragt. Für Wanderer in Sandalen komplett ungeeignet, sei am Rande bemerkt. Je weiter es abwärts ging, umso mehr bekam man einen Eindruck vom subtropischen Regenwald. Oben noch Nadelwald und normale Laubbäume kam man immer mehr in eine Vegetationslandschaft mit Sassafras, riesigen Farnen mit Blättern von 2 Metern Länge, dicken Moospolstern, Gummibäume und Kletterpflanzen. Eigentlich wie im Gewächshaus eines botanischen Gartens, nur dass die Pflanzen einiges größer waren, wie ich sie je vorher gesehen hatte. |
Je tiefer man in den Wald kam, bzw. je weiter es ins Tal ging, umso größer sind die Pflanzen. Unten angekommen, war ein etwa 2 Meter breiter Bach, der Greaves Creek zu durchlaufen, welcher aber nichtmahls knöcheltief war. Nun führte der Weg die nächsten 400 Meter etwas über Bachhöhe, immer links an vorgenanntem vorbei und man bekam durch sich dort befindlichen mitgeschwemmten Bäume einen Eindruck, was für eine Gewalt der Bach haben muss, wenn er viel Wasser trägt. Auch lagen große Felsbrocken im Bachlauf, welche sich von oben mal in Bewegung gesetzt haben müssen. Durch Felsbrocken verursachter Wasserstau war der Grund für kleine Seen, welche in dem eiskalten Wasser zum Baden einluden (für mich Warmduscher eher weniger). Sowohl auf der Seite von welcher wir abgestiegen waren, als auch auf jener wir wanderten, befinden sich zudem zwei 150 Meter hohe, steil aufragende Felswände, welche dem Grand Canyon logischerweise seinen Namen geben. Nach zwei weiteren Flussdurchquerungen begann es nun bergan zu gehen. Man lief auf einem künstlich angelegten und in den Fels gehauenen Weg (teilweise mit Felsüberhang) weitere 500 Meter, den sich immer weiter unten befindlicheren Bachlauf entlang. Dabei liefen wir unter kleinen Wasserfällen hindurch, welche über die Felsüberhänge ihr Wasser in den Greaves Creek abgaben. |
Dann verließen wir den Canyon und liefen über enge Serpentinen schweißtreibend wieder herauf. Die 14 Grad Celsius kamen uns plötzlich vor wie 30. Wir dachten das wäre es nun, aber auf Kies gefurzt. Es ging wieder etwas abwärts und einen in den Fels gehauenen Weg entlang, bis wir durch einen ca. 50 Meter langen und 1,60 Meter hohen Tunnel kriechen mussten (wir zumindest, die beide über 1,59 Meter incl. Schuhe sind). Danach veränderte sich die Vegetation schlagartig. Aus dem subtropischen Regenwald wurde eher Heideland mit verkümmerten Eukalyptusbäumen, Zedernakazien und kniehohen Sträuchern. Die Eukalyptusbäumen machten an der Rinde einen stark angebrannten Eindruck, was vom verheerenden Waldbrand von 1994 rührt. Der Weg führte weitere 300 Meter abwärts, bis es über Stufen, bzw. Serpentinen über den Neates Glen hoch ging. Eine ziemlich schweißtreibende Angelegenheit. Oben kamen wir auf der Straße aus, welche zuvor zum Evans Lookout gefahren waren. Diesen mussten wir noch 1 km folgen (man muss nicht die Straße lang, es existiert etwa 100 Meter parallel davon einen Fußweg), bis wir wieder am Fahrzeug waren. Alles in allem waren wir 3h und 30 Minuten unterwegs. Wir sind nicht gerannt, aber schnellen Schrittes gewandert und haben nur an den zwei Steigungen und der ersten Bachdurchquerung eine 2-3 minütige Pause eingelegt. |
Schlussfolgernd und auch um es vorwegzunehmen, die schönste und beeindruckenste Wanderung des gesamten Australienurlaubs. Mittlerweile 16 Uhr, aßen wir schnell etwas und machten uns umgehend auf den Weg zur 30 Minuten entfernten Scenic World am Cliffdrive bei Leura. Für AU$16 kauften wir ein Ticket für die letzte Talfahrt des Tages (Privatfahrt, kein anderer war in der Bahn) der Scenic Railway. Jene ist eine alte Mienenbahn, mit der zwischen 1878 und 1900 Ölschiefer und Kohle transportiert wurde. Mit ihren 415 Metern Länge, führt sie über ein Gefälle von 52 % durch einen kurzen Tunnel ins Tal. Angeblich die steilste Bahn der Welt, aber gleiches habe ich schon bei der Incline Railway in Chattanooga, Tenessee, USA gelesen. Wie dem auch sei, in weniger als gefühlten zwei Minuten ist die Bahn an der Talstation und da wir in der ersten Reihe saßen, bekamen wir um so mehr den Eindruck, wie steil es war. |
Am Ausstieg hatten wir einen wunderschönen und vorallendingen wolkenfreien Blick auf die Three Sisters in der Abendsonne. Aber da wir noch die Flyway oder in Deutsch Gondel bekommen mussten, hatten wir uns zu beeilen. Über den Scenic Walkway (irgendwie ist dort alles Scenic), einem mit Holzbohlen ausgebauten und rollstuhlgerechten Weg, ging es über die Strecke von 380 Metern zur Talstation der Bergbahn. Unterwegs waren Schilder mit diversen Erklärungen über Flora und Faune des Regenwaldes. Erwähnenswert ist der Eingang eines alten Stollens, wo früher Kohle heraus geholt wurde und natürlich diverse Erklärungen dazu. Aber als Ruhrpottjung ziemlich uninteressant. Die Großraumgondel (von Doppelmayr aus Österreich, für die Skifahrer unter Euch) fasst 84 Leute und schwebt ohne Stütze über 545 Meter zur Bergstation. Unterwegs ein traumhafter Blick auf den Regenwald und natürlich auch die Three Sisters. |
Aber AU$16 für zwei Minuten Bergabfahrt und in drei Minuten wieder nach oben zu schweben, sind preislich gewagt. Würde ich ehrlich gesagt nicht noch mal machen. Der Vollständigkeit halber ist noch zu erwähnen, dass es auch noch eine Scenic Skyway gibt, eine weitere Gondelbahn, welche 350 Meter über eine Schlucht schwebt, ohne dabei an Höhe zu gewinnen oder zu verlieren. 17 Uhr oben angekommen, sprinteten wir durch den obligatorischen Geschenkshop und fuhren den Cliff Drive entlang. Bei guter Sicht ein Must Do !!! Wir hielten an einem Lookout und hatten einen Traumblick auf das Jamison Valley, bzw. die Katoomba Falls bei tief stehender Sonne. Letztlich wollten wir noch die Wentworth Falls sehen, kamen aber leider ein etwas zu spät. Wir schafften es tatsächlich, uns in Leura zu verfahren und mittlerweile war die Dämmerung schon so weit fortgeschritten, dass wir die Wasserfälle nur noch im halbdunklen schafften. |
Nebenbei zog auch schon wieder Nebel auf und es wurde empfindlich kalt. So beschlossen wir zum Campingplatz zu fahren. In Blackheath hielten wir noch an einem Bottle Shop (in Australien bekommt man alkoholische Getränke nicht im Supermarkt, muss aber hingegen der USA keinen Ausweis vorzeigen) und ich kaufte mir ein Sixpack Victoria Bitter (Bier). Wir wählten nicht den Campingplatz der letzten Übernachtung, sondern entschieden uns für den Blackheath Caravan Park. Ein guter Entschluss, wie sich herausstellte. Er war mit AU$26,40 nicht nur 20 Cent preiswerter J, sondern auch übersichtlicher, familiärer und die sanitären Einrichtungen sauberer. Nach einem ausgiebigen Abendessen, einer Grundsäuberung unter der Dusche und ein wenig Fernsehen verschwanden wir in der Koje. |
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